Böse Absichten by Higashino Keigo

Böse Absichten by Higashino Keigo

Autor:Higashino, Keigo [Higashino, Keigo]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2016-04-23T16:00:00+00:00


DAS GESTÄNDNIS

OSAMU NONOGUCHIS AUFZEICHNUNGEN

Schon seit mehreren Tagen hatte ich das Gefühl, dass Kommissar Kaga bei seinem nächsten Besuch alle Antworten gefunden haben würde. So wie er arbeitete, lag das durchaus nahe. Er steuerte präzise, zielstrebig und erstaunlich schnell auf die Wahrheit zu. Seit er von meiner Beziehung zu Hatsumi wusste, musste ich mich mit meinem Schicksal abfinden. Sein Blick ist schärfer, als ich angenommen hatte. Vielleicht klingt es seltsam, wenn gerade ich das sage, aber ich glaube, es war richtig, dass er an der Schule aufgehört und sich für seinen gegenwärtigen Beruf entschieden hat.

Kaga erschien mit zwei Beweisstücken in meinem Krankenzimmer. Eins war ein Messer, das zweite eine Videokassette. Zu meiner Überraschung befand sich die Kassette in einem ausgehöhlten Exemplar von Meeresleuchten. Einer von Hidakas Streichen. Oder eine seiner typischen Raffinessen. Hätte er ein anderes Buch gewählt, hätte vielleicht nicht einmal Kommissar Kaga die Wahrheit durchschaut.

»Erklären Sie uns doch bitte mal den Inhalt dieser Kassette. Wenn Sie sie ansehen möchten, können wir sicher einen Videorecorder vom Krankenhaus bekommen.«

Mehr brauchte er nicht zu sagen. Das reichte, um mir die Wahrheit zu entlocken. Es war unmöglich, die Kassette zu erklären, ohne die Wahrheit zu sagen. Die Szenen darauf ließen nichts anderes zu.

Dennoch leistete ich noch Widerstand, indem ich einfach nichts sagte. Aber ich begriff sofort, wie vollkommen zwecklos das war.

Als ich schwieg, begann Kommissar Kaga, als hätte er nur darauf gewartet, mir seine eigene Hypothese darzulegen. Es war erstaunlich. Bis auf ein paar unerhebliche Details traf er die Wahrheit ziemlich genau. Zum Schluss ergänzte er noch:

»Alles, was ich gesagt habe, ist im Moment noch reine Spekulation. Aber wir sind zu dem Schluss gelangt, dass dies vorläufig als Motiv ausreicht. Sie sagten ja, wir könnten uns ruhig ein Motiv zusammenreimen, das uns gefällt, egal welches. Dies ist nun unsere Antwort.«

Tatsächlich hatte ich irgendwann etwas Ähnliches zu ihm gesagt. Und nicht einmal im Scherz. Von mir aus hätten sie sich etwas ausdenken können, so lange ich den wahren Grund, aus dem ich Kunihiko Hidaka getötet habe, nicht nennen musste.

Damals hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass Kommissar Kaga ihn herausfinden würde. Deshalb hatte ich mir natürlich nicht überlegt, wie ich im Fall der Fälle reagieren würde.

»Sieht aus, als hätte ich verloren«, sagte ich. Ich bemühte mich, langsam zu sprechen, um meine Panik zu verbergen. Auch das durchschaute Kommissar Kaga.

»Werden Sie reden?«, fragte er.

»Mir bleibt wohl nichts anderes übrig. Wenn ich schweige, werden Sie Ihre Geschichte vor Gericht auspacken.«

»Sie haben es erfasst.«

»In dem Fall ist es wohl besser, ich stelle alles klar. Das kann schließlich ich selbst am besten.«

»Habe ich Fehler in meiner Hypothese gemacht?«

»Nein, kaum. Sie ist ziemlich gut. Allerdings möchte ich noch ein paar Dinge hinzufügen. Es geht um den guten Ruf.«

»Um Ihren guten Ruf?«

»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Um den von Hatsumi Hidaka.«

Kommissar Kaga nickte, als hätte ich ihn überzeugt. Er wies seinen Assistenten an mitzuschreiben.

»Warten Sie einen Moment«, sagte ich. »Müssen wir das unbedingt in dieser Form machen?«

»Wie meinen Sie das?«

»Es wird eine längere Geschichte. Ich würde gern einiges davon zuvor in meinem Kopf ordnen.



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